Interview mit Florian Schneider und Fritz Kreutzpointner in "Heimatwirtschaft" der PNP-Regionalausgaben in den Landkreisen Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land.
Interview mit Florian Schneider und Fritz Kreutzpointner in "Heimatwirtschaft" der PNP-Regionalausgaben in den Landkreisen Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land.

Aus der Chefetage von Kreutzpointner in die Chefetage der Stadt Burghausen

Florian Schneider: Wechsel vom großen Mittelständler Kreutzpointner ins Burghauser Rathaus – Interview mit Schneider und Fritz Kreutzpointner in der Passauer Neuen Presse

Burghausen, 29.04.2020. Die Passauer Neue Presse hat in ihren Ausgaben in den südostbayerischen Landkreisen Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land (Veröffentlichungsdatum: 28. April 2020, Heimatwirtschaft) ein Interview mit unserem geschäftsführenden Gesellschafter Fritz Kreutzpointner und dem scheidenden Geschäftsführer der Elektro Kreutzpointner GmbH Florian Schneider veröffentlicht. Anlass ist der Wechsel von Schneider in das Burghauser Rathaus als neuer Bürgermeister und die aktuelle Situation in der Kreutzpointner Unternehmensgruppe.

Die Industrie- und Salzachstadt ist nicht nur das wirtschaftliche Herz des Bayerischen Chemiedreiecks, sondern auch seit Jahrzehnten Motor für den Wohlstand im weiteren Umland. Rund eine halbe Milliarde Euro an jährlicher Lohnsumme, rund 18 000 Arbeitsplätze bei rund 18 000 Einwohnern und ein BIP pro Kopf von rund 490 000 Euro sind stolze Kennzahlen. Jetzt trifft nicht nur die Corona-Krise die Stadt, auch Wacker als Leitindustrie hat mit Blick auf hohe Energiekosten und daraus resultierenden Wettbewerbsproblemen Einschnitte angekündigt. In dieser Phase übernimmt ein neuer Mann das Ruder im Rathaus, nach dreißig erfolgreichen Jahren mit Hans Steindl. Wo setzt der neue Bürgermeister, Florian Schneider, ein Mann aus der Wirtschaft, an?

Herr Schneider, zunächst einen herzlichen Glückwunsch zu Ihrem klaren Sieg in der Bürgermeisterwahl. Sie sind ja optimistisch in die Wahl gegangen, aber ganz ehrlich: Haben Sie je damit gerechnet, dass Sie in dermaßen stürmischen Zeiten das Ruder im Rathaus des Wirtschaftsstandorts Burghausen übernehmen werden?

Florian Schneider: „Mit solch schwierigen Zeiten konnte niemand rechnen. Es war klar, dass Steuereinnahmen zurückgehen werden und dass generell Sparmaßnahmen notwendig sein werden. Eine solche Ausnahmesituation wie Corona war aber nicht absehbar.“

Worin sehen Sie im Augenblick die größte Herausforderung für Burghausen? Und wie wollen Sie sie angehen? Immerhin hatten Wähler quer durch die Parteien ja das Vertrauen: Der kann Mittelstand. Und der spricht auch die Sprache der Großindustrie. Sind das Pfunde, mit den denen sich wuchern lässt? Gerade jetzt in der Krise? 

Florian Schneider: „Der drastische Einbruch der Steuereinnahmen ist sicherlich eine der größten Herausforderungen. Wir müssen schnell Sparmaßnahmen einleiten. Manche freiwilligen Leistungen der Stadt werden so nicht mehr möglich sein, Gebühren werden erhöht werden müssen und wir müssen generell überdenken, was wir uns leisten können und wollen. Hier muss bei den Bürgern auch ein Umdenken einsetzen. Bei der Wirtschaft sind mir vor allem auch die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen wichtig. Die müssen wir im Blick behalten. Die Einzelhändler, die Gastronomiebetriebe, die Hotels und die Dienstleister machen das Stadtbild lebendig. Hier können wir mit der Wirtschaftsförderung bei der Vermarktung helfen und versuchen den lokalen Konsum anzukurbeln. Und bei all diesen Fragen ist es entscheidend, nicht nur das Geld im Blick zu haben, sondern die Menschen und insbesondere die Schwachen nicht zu vergessen und alle Maßnahmen sozial gerecht zu gestalten.“

Herr Kreutzpointner: Als erfolgreicher Motorsportler von Weltformat haben sie an der Rennbox wie in Ihrem Unternehmen nie einen Zweifel daran gelassen, dass es auf jeden in einem Team ankommt. Und dass der beste Fahrer nicht ohne die besten Schrauber gewinnen kann. Und jetzt geht ein unbestrittener Leistungsträger im Team des Unternehmens von Bord. Ist das nicht ein schmerzlicher Verlust?

Fritz Kreutzpointner: „Sie haben es richtig gesagt – Kreutzpointner ist Teamsport mit Competition, von oben nach unten vorlebend – mit einer einzigen Mission: Wir wollen einfach nur sympathisch gewinnen. Es war daher immer mein Bestreben, keine ´Stars` im oberen Führungskreis zu haben. Hier haben wir heute gut zehn Geschäftsbereichsleiter, Prokuristen und Geschäftsführer, die sich in der ohnehin schon tollen Qualität stets weiter entwickeln wollen. Und wir haben ja noch, trotz Corona, Einiges vor – und hätten auch mit Florian zusammen das o.g. Team marktgerecht erweitert. Die Mission ´nach Schneider` ist also vor vielen Monaten gestartet worden. Unser Florian Schneider ist für uns ein Jahrzehnte-Talent – mit unglaublicher Methodik, Tüchtigkeit und Intelligenz treibt er seine Ziele so voran, dass jeder nachhaltig sieht, dass es was wird. Das gesamte Kreutzpointner-Team bedankt sich hierfür sehr. Von diesem Talent werden jetzt die Stadt Burghausen und ihre Bürger profitieren können – insofern ist der Weggang von Florian Schneider natürlich ein Verlust, den wir aber mit einem lachenden Auge für die Stadt begleiten. Florian Schneider wünschen wir eine erfolgreiche und glückliche Hand im neuen verantwortungsvollen Amt als Bürgermeister von Burghausen!““

Wie gestaltet sich denn der Übergang in der Führungsebene der gesamten Unternehmensgruppe?

Fritz Kreutzpointner: „Wir hatten uns in der Unternehmensführung wie gesagt schon seit vergangenen August intensiv auf die Nachfolge vorbereitet. Der Übergang ist also erfolgreich vollzogen – das dürfen die Mitarbeiter auch von einem verantwortungsvollen Firmeninhaber erwarten. Herr Markus Nußbaumer ist seit April Geschäftsführer unserer größten Firmenschwester Elektro Kreutzpointner GmbH und leitet mit mir zusammen unser hervorragendes rund zehnköpfiges Team der Geschäftsbereichsleiter. Und auch da werden wir noch erweitern, wobei wir natürlich jetzt erst mal die Corona-Situation mit ihren Nachwehen überwinden müssen - eine knackige Challenge!“

Und Sie Herr Schneider, vermissen Sie nicht jetzt schon Ihren langjährigen Arbeitgeber?

Florian Schneider: „Natürlich vermisse ich die Firma Kreutzpointner, meine Kollegen, unsere Kunden und Lieferanten. Ich habe hier 20 wunderbare Jahre verbracht, die ich keinesfalls missen möchte. Genauso freue ich mich aber auch schon auf meine neue Aufgabe.

Wachstum und Erfolg des Unternehmens Kreutzpointner in den vergangenen Jahren mit über 1200 Mitarbeitern und über 100 Millionen Euro Jahresumsatz tragen die Handschrift von Ihnen beiden. Wie ist 2019 gelaufen und was wird das laufende Jahr prägen?

Fritz Kreutzpointner: „Wie schon die vorangegangenen Jahre relativ gut. Die Geschäftsplanung 2019 mit einem Teil der von Ihnen genannten Zahlen wurde wieder erreicht. Wir schauen aber längst auf die Entwicklung der nächsten Monate, wie Ihnen Herr Schneider nachfolgend ausführen kann. Die nächsten größeren Entwicklungs- und Ausbauschritte unserer Firma werden natürlich eher nach hinten geschoben – Stabilität mit ordentlichen Geschäftszahlen steht jetzt im Vordergrund.“

Florian Schneider: „2019 kann man charakterisieren mit hoher Nachfrage und Vollauslastung bis hin zu Kapazitätsproblemen, hier wirkte sich der Facharbeitermangel aus. Wir konnten auch schöne neue Aufträge mit Auslastung für das laufende Jahr 2020 akquirieren. Weitere Expansionspläne unserer Firmengruppe, z. B. am Hauptstandort Burghausen mit der Erweiterung des Schaltanlagenbaus und dem Bau eines neuen Logistikzentrums, werden wir zeitlich etwas verschieben müssen.

Wo wir sicher weiter investieren werden, ist unser neuer Geschäftsbereich IT, vor allem vor dem Hintergrund von Industrie 4.0: Die Kreutzpointner-IT ist ein wichtiger Bereich zur Ergänzung und Weiterentwicklung unseres anspruchsvollen Handwerksspektrums und zum Ausbau des Dienstleistungsspektrum für unsere Kunden. München, wo wir über unseren größten Standort neben Burghausen verfügen, sehen wir nach wie vor als boomenden Markt mit riesigen Investitionen der öffentlichen Hand und privater Investoren: Wir erwarten vielleicht eine kleine Abschwächung nach der Corona-Krise, sehen hier aber immer noch enormes Potenzial für die nächsten Jahre.“

Fritz Kreutzpointner: „Unsere Schwesterfirmen expandieren weiter, dabei wollen wir aber den Firmengruppengedanken noch besser präsentieren und einheitlich und geschlossen als Kreutzpointner auftreten – in Deutschland, Österreich, Rumänien und da, wo uns der Kunde braucht. Dem Facharbeitermangel, der grundsätzlich weiter ein Thema in den nächsten Jahren bleiben wird, werden wir gegensteuern mit weiterer Erhöhung der Ausbildungsquote, unserem einmaligen Betriebsklima, vielfältigen Karrierechancen und vor allem mit der Sicherheit eines fast 100 Jahre alten inhabergeführtem Familienunternehmens in einem Zukunftsmarkt Elektro!“

Wie und mit welchen Maßnahmen geht die Firmengruppe mit der aktuellen Corona-Krise um und welche Geschäftsbereiche sind betroffen und warum, welche eher nicht betroffen?

Fritz Kreutzpointner: „Wir haben in der gesamten Unternehmensgruppe einen professionellen Pandemieplan konzipiert und handeln derzeit strikt danach, unter Beachtung der Vorgaben des Staates und der unserer Auftraggeber. Innerbetrieblich wurde eine Betriebsvereinbarung für den Abbau von alten Urlaubstagen und der Nutzung von Zeitkonten abgeschlossen. Hinzu kommt die Inanspruchnahme jahresaktueller Urlaubstage und wo nötig die Beantragung von Kurzarbeit – wir sind das alles mit Ruhe, Geduld und mit hoher Konzentration angegangen. In den größeren Industrie-Werken unserer Kunden, wie zum Beispiel im Chemiedreieck herrscht derzeit bei vielen Investitions- und Bauvorhaben fast Stillstand. Davon ist unser Geschäftsbereich Industrietechnik stark betroffen. Bei den laufenden Projekten unserer Geschäftsbereiche Gebäudetechnik, Ingenieurtechnik und Schaltanlagenbau herrscht noch eine sehr ordentliche Auslastung. Die Spitze scheint insgesamt noch nicht erreicht zu sein. Trotzdem sind wir insgesamt optimistisch, dass es danach – sicher etwas mehr oder weniger stark verändert – weitergehen wird, wobei es mit Sicherheit dabei größere Hürden für uns alle geben wird.“

Das Interview für Heimatwirtschaft führte Ernst Deubelli/PNP

Bürgermeister Florian Schneider im Profil

Aus Burghausen für Burghausen

Florian Schneider (47) ist gebürtiger Burghauser. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der FH Rosenheim und war dort anschließend als Dozent tätig. Unter anderem zusammen mit den FH-Professoren Dr. Heinrich Seidlmeier und Dr. Claus Breit übte er freiberufliche Tätigkeiten als Unternehmensberater aus, bevor er im August 2000 zur Elektro Kreutzpointner GmbH kam.

Seine Tätigkeitsschwerpunkte erstreckten sich zunächst auf die kaufmännische Unternehmenssteuerung, das Controlling, die Verwaltung sowie auf Finanzen und Organisation. Im Januar 2015 wurde Schneider zum Geschäftsführer der Elektro Kreutzpointner GmbH, der mit rund 850 Beschäftigten größten Gesellschaft in der Unternehmensgruppe, berufen. Bei den Kommunalwahlen trat Schneider jetzt als Kandidat der SPD für das Bürgermeisteramt in Burghausen an und wurde mit rund 56 Prozent im ersten Wahlgang zum neuen Burghauser Stadtoberhaupt gewählt. Mit seinem Amtsantritt im Rathaus am 1. Mai 2020 scheidet Schneider aus dem Unternehmen aus.

Zur Person Fritz Kreutzpointner

Vom Profirennfahrer zum Unternehmer

Fritz Kreutzpointner, international in der Automobilrennfahrerszene auch bekannt unter dem Alias „Fritz K.“, wurde 1967 in Burghausen geboren. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Elektroinstallateur im 1923 vom Großvater Fritz Kreutzpointner I. (1897-1969) gegründeten Elektrounternehmen startete Fritz K. eine Karriere als Profirennfahrer, unter anderem in der Formel Ford und im Junior-Team von Mercedes-Benz – neben Fahrern wie Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen. 1990 startete er dann für das AMG-Werksteam in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft.

1999 und 2001 wurde Kreutzpointner Europameister im Truck-Racing für MAN. Danach beendete er seine Rennfahrer-Karriere, absolvierte den Betriebswirt des Handwerks und übernahm 2002 die Geschäftsführung des Familienunternehmens von seinem Vater Fritz Kreutzpointner II. (1930-2017)

Gruppe Kreutzpointner im Kurz-Profil

Familienunternehmen in dritter Generation

Die Kreutzpointner Unternehmensgruppe zählt zu den großen mittelständischen Fachbetrieben in Deutschland für Elektrotechnik, Schaltanlagenbau, Automation und IT und wird seit der Gründung im Jahr 1923 als Familienunternehmen geführt. Die Unternehmensgruppe besteht aus fünf Gesellschaften mit einheitlichem Leistungsspektrum: Die Elektro Kreutzpointner GmbH mit ihrem Hauptsitz in Burghausen sowie weiteren Standorten in Bayern. Die Kreutzpointner energy GmbH in Gangkofen/Lkr. Rottal-Inn. Die Automation Elektro Kreutzpointner GmbH in Freiberg/Sachsen. Die Elektro Kreutzpointner Austria GmbH in Linz/Österreich (mit Niederlassung in Ranshofen) sowie die Automation Elektro Romania S.R.L. in Brasov/Rumänien.

Rund 1200 Kreutzpointner-Mitarbeiter arbeiten derzeit in der Firmengruppe, davon rund 100 Auszubildende sowie etwa 300 Beschäftigte von Arbeitnehmerüberlassungsfirmen und Nachunternehmern. Das Leistungsspektrum erstreckt sich in den fünf Geschäftsbereichen Gebäude-, Industrie- und Ingenieurtechnik, Schaltanlagenbau sowie IT Systeme auf Beratung, Planung, Ausführung und Instandhaltung. Im Bereich großer PV-Freiflächenanlagen ist Kreutzpointner als Dienstleister weltweit tätig. Die Gruppe ist vorwiegend in den Branchen Chemie, produzierendes Gewerbe, Rechenzentren, Maschinenbau, medizinische Versorgung und Pharma sowie für die öffentliche Hand tätig und erzielte 2019 einen Umsatz von über 100 Mio Euro. Details im Internet: www.kreutzpointner.de